Wandfarben
für innen - Praxis und Ökologie
Wandfarben tragen in ganz erheblichem Maße
zum Raumklima bei. Sie haben eine mehr oder weniger dichte Oberfläche,
die den Wasserdampfaustausch mit dem porösen Untergrund, etwa
einem Gipsputz, fördert oder bremst. Sie können in der
Lage sein, Luftschadstoffe zu absorbieren, können jedoch auch
über Lösemittel, flüchtige Weichmacher o. ä.
die Raumluft belasten. Sehr glatte, dichte Anstriche führen
rasch zur Kondens-wasserbildung, wenn Wasserdampfschwaden beim Kochen
oder Duschen entstehen.
Wie gut lassen sich Verschmutzungen von einer Wandbeschichtung wieder
entfernen? Diese Frage hat weniger einen hygienischen Aspekt, als
viel mehr einen praktischen: Je schneller und hartnäckiger
sich Fingerabdrücke in einem Anstrich festsetzen, desto öfter
muss renoviert und überstrichen werden. Ein offenporiger Kalkan-strich
wird auf Schmutz empfindlicher reagieren als eine wasch- oder gar
scheuerbeständige Dispersionsfarbe.
Besondere Anforderungen treten im Objektbereich auf. In Kliniken
kann die Beständigkeit gegen Desinfek-tionsmittel ein wichtiger
Aspekt sein, im Treppenschacht eines Hochhauses eine geringe Entflammbarkeit
usw. Nicht zuletzt haben Wandfarben eine psychologische Wirkung.
Als behaglich werden Räume mit pastell ge-tünchten Feinputzen
empfunden. Über die entwicklungspsychologische und therapeutische
Wirkung farbig lasierter Wände wissen wir seit Rudolf Steiner.
Die Baubiologie fordert human- und umweltverträgliche, mög-lichst
naturbelassene Anstriche mit guten Diffusionswerten und maximaler
Haltbarkeit. So vielseitig die oben geschilderten technischen Anforderungen
sind, so vielseitig ist auch die Beschaffenheit der Wände,
die einen Anstrich bekommen - Beton oder Gipskartonplatte, Rauhfasertapete
oder Lehm. Für den historischen Luftkalk-mörtel eines
Kellergewölbes eignet sich zwangsläufig ein anderer Farbentypus
als für das Glasfasergewebe im Flur einer Klinik.
Vielseitig sind nicht zuletzt die angebotenen Wandfarben, die, der
Zeitgeist machts möglich, zumindest werbemäßig vor
Ökologie nur so strotzen. Austauschbare Floskeln auf dem Etikett
verschleiern häufig den wahren Charakter einer Wandfarbe. Es
muss nicht in jedem Schafspelz ein Wolf stecken, aber zumindest
Wolfspelze findet man in den Regalen der Farbenhändler und
Baumärkte fast nicht mehr.
Also alles ökologisch ?
Für den kritischen Verbraucher, Planer und Gestalter ist es
wichtig zu wissen, welche Klassen von Wandfarben es überhaupt
gibt und weiche Eigenschaften sie haben. Die folgende Zusammenstellung
erklärt ihr technisches und ökologisches Profil.
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